Goethe Universität Frankfurt am Main Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main Lehrinhalte Mediale Individualisierung [durch PC, e-Sports, Online-Games und Netz-Projekte, Screens, Displays], die Versprechen rascher automatisierter Informationsauswahl [in max. 3 Sek.] und die Zusage, Informationen sofort für Diagnosen, Therapien, Didaktik oder Seminararbeiten nutzen zu können, haben einen gemeinsamen Nenner: die Durchsetzung eines tauglichen Weltrepertoires von Sichtbarkeit. Visuelle Wahrnehmung, Entscheidung und visuelles Wissen beschreiben als Schlagwörter die globale Neustrukturierung von kommunikativer Pragmatik. Es entstehen sehr differenzierte visuelle Metacodes. Die ökonomischen, technologischen, pragmatischen und wissenschaftlichen Schritte in Richtung weltweit einsetzbarer Ikono-/ Visu-Typen sind an den globalen Konvergenzen von Medienformaten, Wahrnehmungs-, Anwendungsformaten orientiert. Subtile, zeitsensible Balancen von professionellen, kulturellen, ästhetischen Ähnlichkeiten entstehen. Von großer Bedeutung ist dabei, dass Sichtbarkeit kein kleines Zubrot des textlichen oder Erfahrungswissens ist. Immer mehr Wissensbereiche werden auf visuelle Informationen gegründet, die den Sinnen nicht direkt zugänglich sind. Es ist Wissen, dass über bildgebende Verfahren begründet wird und seine Bedeutung in der Interpretation der technogenen Sichtbarkeit erhält. Eine Metastruktur für Kulturen und soziale Systeme entsteht. In ihr geht es nicht um technologisches Sichtbar-Machen. Globale Zeit- und Aufmerksamkeits-ökonomien bestimmen zunehmend die Geschehensabläufe. Visuelle Wahrnehmungs-, Interaktivitäts-, Sozialpatente breiten sich aus. Stellen sie eine neue Herrschaftsform dar? Wenn ja: wessen? Sind sie eine neue Machtform? Ist eine Ikono-Kratie zu erwarten? Wie können sich lokale Gruppen, regionale Kulturen, professionelle Gruppen, globale Netzwerke an der Erzeugung von diskutierbarer ´zusammengesetzter´ Sichtbarkeit beteiligen? Was geschieht mit visuell-expressiven Traditionen, wenn sie in die Praxen vernetzter Visualisierung integriert werden? Lernziele Ziel ist es zunächst, aktuelle Visualisierungsprogramme und -politiken darzulegen, sowie ihre technologischen, pragmatischen, ästhetischen, ökonomischen und kognitiven Dimensionen zu erörtern. Im zweiten Schritt werden Bildkontinuitäten, Konventionen des Sehens, Regeln für die Verbindung von (ökonomischer, technologischer, medizinischer, statistischer, semantischer) Sichtbarkeit und Wissen erarbeitet werden, sowie wissenschaftliche Fragen nach den gruppen(-kulturellen) Integrationsleistungen von Wissensbildern, visueller Narration, technologisch erzeugter visueller Wahrheit gestellt. Im dritten Schritt wird nach den bildsprachlichen Übersetzungen gefragt, die aus globalen Bild-Strömen als Ortsbildung, Lokalisierung, Projektierung oder Peer-Production folgen. Seminar Marco Toledo de Assis Bastos Alexander Schwinghammer Lektürekurs Kulturen und Techniken des Visuellen Zeit: Mittwoch 10-12 Uhr (Vb. 17.10.12) Ort: Raum IG 1.515 2 SWS, 3 CPs Voraussetzung Für die Teilnahme an diesem Modul inklusive Forschungsseminar oder nur am einzelnen Forschungsseminar ist eine fristgerechte Anmeldung bis 12. September 2012 über die digitale Lernumgebung LuKe erforderlich. Informationen und Anmeldung: http://luke.uni-frankfurt.de/seminaranmeldung/ Zeit: Donnerstag 16-20 Uhr (14-tägig) (Vb. 18.10.12) Ort: Raum IG 1.515 2 SWS, 3 CPs Literatur BOURDIEU P. (1981),
“Die gesellschaftliche Definition der Photographie”, in Bourdieu,
Pierre/Boltanski, Luc u.a. (Hrsg.), Eine illegitime Kunst. Die
sozialen Gebrauchsweisen der Photographie, Frankfurt/Main: Suhrkamp,
85-110. CRARY, J. (1988) „Techniques of the Observer“, October 45/1988, 3-35. EASLEY, D.; KLEINBERG, J. Networks, Crowds, and Markets: Reasoning About a Highly Connected World. Cambridge University Press, 2010. Available at: http://www.cs.cornell.edu/home/kleinber/networks-book ELKINS, J. et al. (2007), „Computer Science: Visualizing the Internet“, „Microbiology: Visualizing Viruses“. „Applied Social Studies: Masks in Social Work“, in: Elkins (Hrsg.) Visual Practices Across the University, Wilhelm Fink Verlag, 104-113, 250-257 & 200-207. FAßLER, M. (2008), Der infogene Mensch: Entwurf einer Anthropologie, Paderborn: Fink. GINSBURG, F. (2006), „Rethinking Documentary in the Digital Age“, Cinema Journal, 46/1/2006. HEGSELMANN, R.; PEITGEN H.-O. (1996), Modelle sozialer Dynamiken: Ordnung, Chaos und Komplexität. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky, 1996. JAY, M. (1992), „Die skopischen Ordnungen der Moderne“, Leviathan 2/1992,178-195. KEPPLER, A. (2002), “Visuelle Gestalt und sozialer Gehalt. Zum kulturellen Gebrauch fotografischer Bilder”, in: Neumann-Braun, Klaus (Hrsg.), Medienkultur und Kulturkritik, WDV: Opladen, 89-99. LATANÉ, B. (1996), „The Emergence of Clustering and Correlation from Social Interaction“, in: HEGSELMANN, R. e PEITGEN, H.-O. (Hrsg.), Modelle Sozialer Dynamiken: Ordnung, Chaos Und Komplexität, Wien: Hölder-Pichler-Tempsky, LATOUR, B. (2007), Reassembling the Social: An introduction to Actor-Network Theory, Oxford: Oxford University Press. MITCHELL, W.J.T. (2008), „Was ist visuelle Kultur?“, in: Ders., Bildtheorie, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 237-261 MOORE et al., (2008), „The photo survey research method: capturing life in the city“, Visual Studies, 23/1/2008, 50-62. NOWAK, A.; LEWENSTEIN, M.; FREJLAK, P. (1996), „Dynamics of Public Opinion and Social Change“, in: HEGSELMANN, R. e PEITGEN, H.-O. (Hrsg.). Modelle sozialer Dynamiken: Ordnung, Chaos und Komplexität, Wien: Hölder-Pichler-Tempsky. PINK, S. (2007), „Walking with video“, Visual Studies 22/3/2007, 240-252. SHAPIRO, A.-L. (1997), „How Real Is the Reality in Documentary Film?“, History and Theory 36/4/1997, 80-101. SILVERMAN, K. (1997), „Dem Blickregime begegnen“ in: Christian Kravagna, (Hrsg.): Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur Berlin: Edition ID-Archiv, 41-64. TAUSSIG, M., (2009) „What Do Drawings Want?“, Culture, Theory and Critique, 50/2/2009, 263-274 VAN DIJCK, J. (2008), “Digital photography: communication, identity, memory”, Visual Communication 7/2008, 67-76. WAGNER, J. (2006) „Visible materials, visualised theory and images of social research“, Visual Studies 21/01/2006, 55-69. Zu weiteren Informationen bitte hier klicken |
teaching >